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2022-09-24 11:29:39 By : Mr. Leo Teng

Am Donaudurchbruch nahe Weltenburg tummeln sich in der warmen Jahreszeit viele Ausflügler, zum Beispiel Kanufahrer. In den Augen etwa von Naturschützern ist der Freizeitdruck dort zu hoch.

An manchen Tagen kommen tausende Erholungssuchende, Freizeitsportler und Touristen in das Gebiet. Ein Gutachter verlangt jetzt schärfere Regularien. Werden die Forderungen nicht erfüllt, könnte das Europadiplom aberkannt werden.

Die Weltenburger Enge zählt zu den bekanntesten Naturschätzen Bayerns. Das hat zu allererst mit der imposanten Felskulisse des Donaudurchbruchs zwischen Kloster Weltenburg und Kelheim zu tun. Aber auch mit den urtümlichen Buchen-Mischwäldern dort, in denen allerlei seltene Specht- und Fledermausarten leben. Die Weltenburger Enge ist deshalb mit einer Vielzahl von Prädikaten ausgezeichnet worden. Sie ist Naturschutzgebiet nach deutschem und europäischem Recht, eines der herausragendsten Geotope des Freistaats und das einzige Nationale Naturmonument in Bayern.

Obendrein hat der Europarat ihr sein Europadiplom verliehen. Mit dem "Europäischen Diplom für geschützte Gebiete", wie das hohe Prädikat offiziell heißt, dürfen sich in Bayern sonst nur noch die Nationalparks Bayerischer Wald und Berchtesgaden schmücken. Der Europarat mit Sitz in Straßburg ist ein Zusammenschluss von 26 Staaten. Er ist vor allem der Einhaltung der Menschenrechte verpflichtet, widmet sich aber auch dem Naturschutz. Mit der EU und ihren Institutionen hat der Europarat nichts zu tun.

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Jetzt fordert ein Gutachten des Europarats, den Schutz der Weltenburger Enge zu verstärken. Der Grund ist, dass in den warmen Jahreszeiten oft Tausende Erholungssuchende, Freizeitsportler und Touristen am Tag in das Gebiet kommen - zu Lande, aber vor allem zu Wasser. Die einen rudern und paddeln in Kanus, Schlauchbooten und in allen möglichen anderen Gefährten die Donau hinab und bisweilen auch hinauf. Die anderen nehmen eines der vielen Ausflugsschiffe zwischen Kelheim und der weltberühmten Benediktinerabtei. Und dann sind da noch die Zillen. Mit den Kähnen können Radler und Wanderer bei Kloster Weltenburg übersetzen. Man kann sie aber auch für Fahrten nach Kelheim und zurück buchen.

"Bei schönem Wetter wird die Weltenburger Enge regelrecht überrannt", klagt Peter-Michael Schmalz. "Hier herrscht ein Overtourismus, der nicht mehr mit dem Erhalt der sensiblen Natur in Einklang zu bringen ist." Der Chef des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) in der Region kennt die Weltenburger Enge so gut wie nur wenige andere. Seit fast 40 Jahren kartiert er dort alle möglichen Amphibien- und Fledermausarten. Wie der Bund Naturschutz fordert Schmalz, den Schutz in dem gut 900 Hektar großen Areal auszuweiten, das auch das Naturschutzgebiet "Hirschberg und Altmühlleiten" umfasst.

Robert Brunner teilt die Einschätzung von Schmalz. Der frühere Leiter des niederösterreichischen Nationalparks Thayatal hat 2021 die Weltenburger Enge im Auftrag des Europarats begutachtet und jetzt eine Reihe von Forderungen erhoben, um dessen Schutz zu verbessern. Die zentrale Forderung ist die Sperrung des - flussabwärts gesehen - rechten Donauufers, und zwar für Paddler, Wanderer und Spaziergänger gleichermaßen, aber auch für Angler. Am linken Donauufer soll zumindest abschnittsweise ein solches Betretungsverbot eingeführt werden. Auf der Donau selbst soll es Beschränkungen für die Schifffahrt geben - sowohl was die Zahl der Fahrten zwischen Weltenburg und Kelheim anbelangt als auch das Tempo der Passagierschiffe und Zillen.

In den Wäldern rund um Kloster Weltenburg fordert Brunner eine gezielte Lenkung der Wanderer, Spaziergänger und Radfahrer. Sie sollen nur noch auf offiziellen, markierten Wegen unterwegs sein dürfen, alle anderen Pfade und Wege sollen für sie tabu sein. Auch auf der Donau empfiehlt Brunner die Ausweisung eines Korridors für die Passagierschiffe und Zillen sowie die Boote der Freizeitsportler und Hobbykapitäne. Außerdem verlangt der Experte des Europarats mehr Personal für das Naturschutzgebiet, das die Einhaltung der neuen Regeln überwacht.

Brunners Forderungen decken sich ziemlich genau mit denen der Umweltverbände. Der Streit um den Schutz der Weltenburger Enge hatte sich vor zwei Jahren schon einmal zugespitzt. Anlass waren aus Sicht der Naturschützer völlig überzogene Baumfällaktionen der Bayerischen Staatsforsten. Nach massiver Kritik wurden die Hiebe eingestellt. In der Zwischenzeit sind große Teile der Wälder als Naturwälder klassifiziert worden, in denen keine Forstwirtschaft mehr stattfindet. Und an der Regierung von Niederbayern ist ein Entwurf einer neuen Verordnung für das Naturschutzgebiet erarbeitet worden.

Aus Sicht der Umweltverbände ist das Papier untauglich. "Es bringt keine Verbesserungen", sagt Schmalz, "sondern lässt alles beim Alten." Schmalz ist deshalb froh über die Unterstützung durch Brunners Gutachten. Sollten dessen Forderungen nämlich nicht erfüllt werden, könnte der Weltenburger Enge am Ende das Europadiplom aberkannt werden. "Doch das", so hofft Schmalz, "werden die Behörden hier nicht wirklich riskieren wollen."

Die Bundespolizei betreibt seit vielen Jahren im Nationalpark Berchtesgaden ein Trainingszentrum und will es nun um einen Anbau erweitern. Ein Plan, gegen den sich Naturschützer massiv wehren.

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