Hugh Aldersey-Williams’ Buch „Die Wellen des Lichts“

2022-09-17 09:08:58 By : Mr. Duke Lee

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Christiaan Huygens, dargestellt von Bernard Vaillant im Jahr 1686 Bild: picture alliance / © Fine Art Images/Heritage Imag

Seine Nächte verbrachte er gerne am Fernrohr: Hugh Aldersey-Williams rekapituliert das Leben des großen Naturwissenschaftlers Christiaan Huygens.

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D iesen Winter trage man mausgraue Stoffe und dazu weiße, um die Waden gebundene Volants, allerdings etwas schmaler als früher: Kaum war Chris­tiaan Huygens im Oktober 1660 aus Den Haag zurück in Paris, stürzte er sich in das gesellschaftliche Leben, die neueste Mode musste es sein, dazu eine Sänfte, das war zwar teuer, aber immer noch günstiger als eine Kutsche, und „zu Fuß gehen ist einfach ausgeschlossen“.

Es ist nicht leicht, dem 1629 geborenen Physiker, Astronomen, Mathematiker, Erfinder, Musiker, Diplomaten und Wissenschaftsmanager Christiaan Huygens gerecht zu werden. An der Schwelle zur modernen Naturwissenschaft steht er zwischen Theorie und Handwerk, höfischen Verpflichtungen und Nächten am Fernrohr – ein Merkur-Transit interessierte ihn im Zweifel mehr als die Krönungsfeierlichkeiten Karls II. Er bemüht sich um den Austausch des Wissens in Europa und muss doch ständig zwischen den Nationalismen Englands, Frankreichs und der Niederlande jonglieren. Er ist, wie sein Biograph, der Journalist und Kurator Hugh Aldersey-Williams, schreibt, der größte Naturwissenschaftler in Europa zwischen Galilei und Newton und doch einem größeren Publikum kaum bekannt.

Mit seinem neuen Buch holt Aldersey-Williams den Universalgelehrten Huygens nun auf die Bühne. In seiner Geschichte spielt die gut vernetzte Familie des Forschers eine große Rolle, besonders sein Vater, Sekretär des Statthalters der Niederlande, der ihm Kontakte vermittelt und Türen öffnet, und sein älterer Bruder, hauptberuflich Diplomat und nebenbei ein wenig Forscher. Newton taucht erst auf, als Huygens längst als Großmeister der Mathematik, Astronomie und Optik anerkannt ist.

Eher zögerlich und fragend bringt der Autor noch eine andere Dimension ins Spiel: den Bezug Huygens’ zu seiner Heimat, den Niederlanden, mit dem weiten Blick, den das flache Land ermöglicht, dem Licht, das sanfter sei als das italienische, und dem Sand der Dünen, für Linsenschleifer ein unverzichtbarer Rohstoff. Wie stark diese Einflüsse waren, ist freilich schwer zu sagen, und der Autor muss es am Ende offenlassen.

Aldersey-Williams legt Wert darauf, keine bruchlose Heldengeschichte zu präsentieren. Dagegen spreche zum einen das Durcheinander, das Huygens selbst produziert, indem er immer an diversen Projekten zugleich arbeitet: an astronomischen Beobachtungen, die ihn die Ringe des Saturns und einen seiner Monde entdecken lassen, an der Wahrscheinlichkeitstheorie, an Linsen für bessere Mikroskope und Fernrohre, einer Vakuumpumpe, einer Laterna Magica, Wasserspielen und immer wieder an einem Pendeluhrwerk, das robust und präzise genug sein sollte, auf Schiffen endlich den Längengrad der eigenen Position genau bestimmen zu können. Nebenbei findet er Zeit für Musik und Musiktheorie, Zeichnungen über Zeichnungen, das eine oder andere Gedicht und ein Buch über die Möglichkeit außerirdischen Lebens.

Zum anderen seien da die „Umstände“, die es auch nicht leichter machen: Immer wieder verlegt Huygens seinen Wohnsitz zwischen dem heimischen Anwesen, Paris und London hin und her, investiert vor allem wegen der Uhren viel Energie in Streitigkeiten darum, wem denn nun die Erfindung gelungen sei, und versucht zugleich den Austausch zwischen Forschern zu organisieren, deren Länder gegeneinander Krieg führen. Schließlich steht es auch um Huygens’ Gesundheit nicht zum Besten: Fieber, Kopfschmerzen und „Traurigkeit“ sind seine wiederkehrenden Begleiter.

Um all dem gerecht zu werden, sind die Kapitel grob chronologisch, vor allem aber inhaltlich organisiert, nach den Entdeckungen und Erfindungen, die Huygens gelangen, den Fehden und Prozessen, durch die er sich kämpfte, den Frauen, um die er warb, ohne je zu heiraten, und der Rolle der Musik in seinem Leben – der Vater hatte die gängige Schulbildung für unzureichend befunden und dafür gesorgt, dass seine Kinder auch von Musikern und Malern unterrichtet wurden.

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